Page 9 - Waren-Verein Jahresbericht 2021
P. 9

Der Waren-Verein stand den Mitgliedern in dieser besonderen Zeit als Mittler zwischen Behörden und Politik engagiert zur Seite.
Diese neu gewonnene Routine wurde durch sprunghaft steigende Containerraten im Frühjahr 2021 erschüttert. Spontane Routenänderungen von Containerschiffen und unvorhersehbare Preisänderungen erforderten schnelles Handeln. Zur juristischen Ersteinschätzung der Situation beauftragte der Waren-Verein im Namen der Mitglieder ein Rechtsgutachten, um konkrete Handlungsoptionen in Bezug auf „Force Majeure“ aufzuzeigen. Angesichts der globalen Tragweite ist das gemeinsame Handeln damit ein echter Mehrwert für jedes Einzelunternehmen.
Russland/Ukraine-Krieg
Die erschütternden Nachrichten über den Krieg
in der Ukraine haben die Welt für einen Moment stillstehen lassen. Ohne zu zögern wurden Akteure aus der gesamten Lebensmittelbranche aktiv
und stellten Lebensmittel und andere Hilfsgüter
für die Ukrainer*innen bereit. Innerhalb kürzester Zeit sind viele Tonnen Lebensmittelspenden zusammengekommen. Gebraucht werden vor allem haltbare Lebensmittel. Viele Mitglieder des Waren-Vereins pflegen seit Jahrzehnten enge Handelsverbindungen mit Produzenten aus der Ukraine. Umso größer ist die Betroffenheit in der Branche.
Unumstritten haben die geopolitischen Veränderungen mittelfristig auch massive Auswirkungen auf
die weltweiten Lebensmittellieferketten und
die Verfügbarkeit von Lebensmitteln. Obwohl
Lebensmittel überwiegend von den EU-Sanktionen gegen Russland ausgenommen waren, sind
vielerorts Güter mit Ursprung aus Russland oder
der Ukraine knapp. Besonders deutlich zeigt das
die Sonnenblumenölverknappung. Weltweit macht Sonnenblumenöl aus der Ukraine einen Anteil von 51 Prozent aus. Öl, das u.a. für Konservenprodukte fehlt. Ebenso könnte die Verfügbarkeit von Weißfischarten wie Alaska-Seelachs, die hauptsächlich aus Russland importiert werden, in den kommenden Monaten schwierig werden. Daher arbeitet der Waren-Verein gemeinsam mit weiteren Partnerverbände daran, die Politik auf die aktuellen Herausforderungen im Handel aufmerksam zu machen, um gemeinsam schnelle und wirtschaftsfreundliche Übergangslösungen zu finden.
Neben allen neuen Anforderungen an die Lebens- mittelbranche setzen die Kaufleute wie gewohnt
die Neuerungen des nationalen und europäischen Lebensmittelrechts verantwortungsvoll um. Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz stehen seit jeher an erster Stelle. Auch die Erfüllung selbst gesetzter Nachhaltigkeitsziele hat in den letzten
Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Reduktion des unternehmerischen CO2-Fußabdrucks, der Einsatz nachhaltiger Verpackungen und der Ausbau der Bio-Sparte zahlen sich langfristig aus. Spätestens mit dem European Green Deal, der Farm-to-Fork-Strategie oder dem “Fit for 55-Paket“ der EU-Kommission sollen ambitionierte Klimaziele realisiert werden. Mit Spannung blickt die Branche auf die kommenden Monate, bereit auf Herausforderungen mit nachhaltigen Innovationen zu antworten. Der Waren-Verein begleitet die Mitglieder dabei, liefert branchenspezifische und produktbezogene Informationen und steht mit individueller Beratung zur Seite.
Waren-Verein der Hamburger Börse e.V. > Jahresbericht 2021/2022 > Die deutsche Lebensmittelbranche
 7
















































































   7   8   9   10   11